Doppelt gut mobil

Das Fahrrad hat sich von einem Sportgerät zu einem Verkehrsmittel entwickelt. Die Modell-Vielfalt hat deutlich zugenommen, so dass jede*r sein Gefährt entdecken kann. Fahrräder können heute auch auf schlechter Fahrbahn, in bergigem Gelände, bei großen Transportlasten und für gebrechliche Personen ein interessantes Fortbewegungsmittel sein. Die vermeintliche Anstrengung bei der Fortbewegung stellt sich bei genauer Betrachtung als ein Beitrag zur Gesundheit heraus, der ganz nebenbei auch gut für den Klimaschutz ist.

Gesunde Herausforderung

Die Erfindung des Elektro-Fahrrads reduziert die Anstrengung so weit, dass sich niemand ausgeschlossen fühlen muss. Sportlichkeit ist keine Voraussetzung mehr für die Nutzung des Zweirads. Auch Kleinkinder oder große Lasten sind keine Ausrede mehr, um auf das Auto umzusteigen. Lastenfahrräder oder in Anhänger machen es möglich mit dem Fahrrad beinahe alles zu transportieren. Eine Herausforderung bleibt dem/der Fahrradfahrer*in: Sich auch bei schlechtem Wetter aufs Fahrrad zu schwingen, löst nicht bei jede*r Begeisterung aus. Das scheint eher etwas für Fortgeschrittene zu sein. Beim mir selbst habe ich festgestellt, dass sich die Definition von schlechtem Wetter gewandelt hat. Vor 20 Jahren habe ich mich nur bei trockenem Sommerwetter auf das Fahrrad gesetzt. Inzwischen machen mir kühles Wetter und ein kleiner Schauer nichts mehr aus. Nur bei Dauerregen lasse ich mein Fahrrad gerne zu hause.

Raus aus der Nische

Die Fahrradhauptstadt Kopenhagen ist eine überzeugendes Beispiel dafür, dass Fahrradfahren für alle ein Gewinn sein kann. Die Strategie: Den Fahrradverkehr schnell und sicher machen. So wird Rad fahren auch für Kinder und Senioren zum Vergnügen. Auch Strecken über fünf Kilometer werden attraktiv. Denn wenn bereits viele Menschen das Rad nutzen, braucht es einen Plan, der das Rad vom Nischenverkehrsmittel für Nah-strecken zum Hauptverkehrsmittel in der Stadt macht. In Kopenhagen machen Radschnellwege das Rad schneller, sicherer und bequemer, auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder als Freizeitvergnügen.

Alle profitieren

Weil Fahrradfahren gesund ist und fit hält, leistet es einen wertvollen Beitrag für die Gesundheit der Stadtmenschen. Doch der Nutzen des Zweirads geht weit darüber hinaus. Nicht nur die Radfahrer*innen selbst, sondern auch die Mitmenschen profitieren von der Verbreitung des abgasfreien, leisen, klimafreundlichen und platzsparenden Verkehrsmittels. Wenn die Luft in den Straßenschluchten der Städte sauberer und der Straßenlärm erträglicher ist, wird der Mehrwert des Fahrrads für alle Bewohner erlebbar. Gut auch, dass die Nutzung des Fahrrads preiswert ist und keinen Führerschein erfordert. So kann es sich jede/r leisten und sogar Kinder können am Radverkehr teilnehmen. Kein Wunder, dass der Doppelnutzen für die Menschen in den Städten von immer mehr Bewohnern und Politikern erkannt und geschätzt wird.

Nachhaltige Mobilität hilft

Immer mehr Menschen wohnen weltweit in Städten. Die Jahrzehnte alte Strategie, Stau mit Straßen zu bekämpfen, ist gescheitert. Das Mobilitätsversprechen kann immer weniger eingelöst werden: Mehr Straßen ermöglichen längere Fahrwege. Diese führen zu mehr Autos, längeren Strecken und mehr Staus. Die Folgen sind Landschaftsfraß, schlechte Luft, Lärm und Krankheiten. Die letzte Waffe dagegen sind Fahrverbote. Sie legen offen, dass die Entwicklung des Verkehrs in einer Sackgasse steckt. Auch ein Wechsel auf Elektro-Autos kann den Verkehrskollaps in den Städten nicht verhindern. Eine Kehrtwende in der Mobilitätsstrategie ist unausweichlich. Für die Stadt gibt es kein nachhaltiges Fortbewegungsmittel als das Fahrrad. Die Verkehrswende hin zu einer weitgehend emissionsfreien Mobilität ist ohne das Fahrrad undenkbar.

Geschwindigkeit und Reichweite

Im Innenstadtbereich unserer Städte ist das muskelgetriebene Zweirad im Vergleich mit dem Auto oder dem öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) häufig schneller und flexibler. Dank der immer weiter verbreiteten Elektro-Unterstützung beschränkt sich der tägliche Einsatzbereich eines Fahrrades nicht mehr nur auf die nähere Umgebung um den Wohnort, sondern auf einen Radius von bis zu 30 km (ungefähr eine Stunde Fahrtzeit). In der Freizeit, am Wochenende und im Urlaub können auch weitere Strecken bis 100 km am Tag und mehr zum Standard werden, wenn die Streckenführung der Radfernwege und die Ladeinfrastruktur verbessert werden.

Sei dabei

  1. Kauf dir ein Fahrrad (lieber gebraucht, als schwer)
  2. Fahr damit auch mal zur Arbeit (oder eine Teilstrecke zum ÖPNV-Anschluss)
  3. Schaffe dir Fahrradtaschen an und nutze das Stauvolumen beim Einkaufen (nur sehr selten reicht das nicht aus)
  4. Besuche auch deine Freunde mit dem Fahrrad (nimm das abfällige Lächeln deiner SUV fahrenden Freund*innen als Kompliment)
  5. Überzeuge deine Familie (Vielleicht der schwierigste Schritt)
  6. Verkaufe dein Auto (Eine Mitgliedschaft bei einem Car-Sharing sichert dich ab).
  7. Nutze deine Erfahrung als Radfahrer*in und setze dich für die Rechte dieser Verkehrsteilnehmer ein (wenn du dich gegenüber Autofahrern genauso benachteiligt fühlst, wie ich)

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