Im_kalifornischen Irvine südlich von Los Angeles bauten Ende September 20 Studententeams aus aller Welt auf einem ehemaligen Militärflughafen innerhalb von 9 Tagen ebenso viele solar versorgte Traumhäuser zusammen. Gelingen konnte dies nur mit gut vorbereiteten Bausätzen und einem engagierten Bauteam. Für zwei Wochen tobte auf einem Teil der Landebahn in zehn Disziplinen ein mitreißender Wettbewerb um das weltweit beste Sonnenhaus, der 6. Solar Decathlon, der vom Amerikanischen Energieministerium organisiert wird. Mit in das Haus integrierten Photovoltaikmodulen musste jedes Gebäude während der Wettbewerbswoche mindestens so viel Energie produzieren, wie es verbraucht. Die Herausforderung lag in dem Nachweis, dass es sich in einem solch energieneutralen Haus komfortabel und bezahlbar wohnen lässt. Das Siegergebäude kam dieses mal aus Wien, der zweite Platz ging nach Las Vegas und mit dem dritten Rang rundete das Studententeam aus Prag den großartigen Erfolg der beiden europäischen Teams ab.
Die Gebäude dürfen laut Wettbewerbsregeln 55 bis 93 m² groß sein und müssen während des Wettbewerbs vollständig eingerichtet ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Die Innenräume sollen einen angenehmen Wohnkomfort bieten und weder unter der Kalifornischen Sonne überhitzen, noch im Winter ungemütlich kalt werden. Auch der Umgang mit begrenzten Wassermengen und eine funktionierende Unterhaltungselektronik sind Teil der Anforderungen. Nach nur 10 Tagen Wettbewerb und Ausstellung werden die Gebäude wieder rückstandslos abgebaut und zurück transportiert.
Um diese Logistik am Wettbewerbsort stemmen zu können, bereiten sich die Studentengruppen mindestens zwei Jahre auf das Ereignis vor. Die Planung und meist auch ein Probeaufbau der Gebäude erfolgen im Heimatland. Wenn das Gebäude dann zum Wettbewerb zerlegt im Container angeliefert wird, muss jede Verbindung passen, die Technik ohne Pannen funktionieren und jedes Detail der Jury Perfektion signalisieren. Während des Wettbewerbs wird der Alltag geprobt. Mehrfach muss heißes Wasser geliefert, gespült, gewaschen und getrocknet werden. Stimmungsvolle Höhepunkte einer jeden Wettbewerbswoche sind sicherlich die beiden Abendessen, die in jedem Haus für 8 Personen der konkurrierenden Teams zubereitet werden und der gemütliche Filmabend, den die Studentengruppen für ihre temporären Nachbarn in der, aus dem Boden gestampften, Mini-Siedlung ausrichten.
Das Siegerhaus der TU-Wien zeichnet sich durch einen großzügigen Wohn-Essraum aus, der sich nach zwei Seiten zu den Terrassen öffnet. Die Außenflächen werden durch eine umrahmende Holzkonstruktion eingefasst. Daran ist ein riesiger, semitransparenter Vorhang angebracht, der auf Wunsch die offenen Terrassen in private Patios verwandeln kann. Zudem ermöglicht eine textile Verschattung im Sommer den Innen- und Außenraum übergangslos miteinander verschmelzen zu lassen. Der großzügige Wohnbereich wird ergänzt durch einen sehr kompakten Schlafraum und ein kleines Duschbad. Das Gebäude ist komplett aus Holz und kann, nach Vorstellung seiner Erfinder, auch als Ferienhaus dienen.
Das Haus aus Las Vegas mit dem viel versprechenden Namen DesertSol trennt Wohn- und Schlafbereich. Ebenso wird zwischen Nord- und Südseite bzw. verschlossener Eingangsfassade und offener Gartenfassade deutlich differenziert. Den vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten von LISI setzt DesertSol eine klassische Funktionstrennung von Bauteilen und Räumen entgegen. Der Tschechische Beitrag erscheint vom architektonischen Konzept her fast wie eine Kombination aus beiden. Dem in der Kategorie Architektur mit Platz 1 und dazu noch in der Kategorie Ingenieurleistungen mit Platz 2 ausgezeichneten Gebäude der Studenten aus Prag gelingt es mit einem Haus in Haus Konzept den knapp bemessenen Innenraum optisch nach außen zu erweitern und funktional an keiner Stelle den Eindruck von Enge entstehen zu lassen.
Das europäische Pendant zu diesem Wettbewerb, der 3. Solar Decathlon Europe, findet 2014 zum ersten Mal in Versailles in Frankreich statt, nachdem er 2008 und 2012 in Spanien ausgerichtet wurde. Deutschland wird dort mit Studenten aus Berlin, Erfurt und Frankfurt vertreten sein.