Energiewendewissen

Ausschnitt Titelbild "Kampf um Strom", Quelle: Murmann Verlag

Ausschnitt Titelbild, Quelle: Murmann Verlag

Die Energiewende ist spannend, wie ein Krimi und wir alle sind die Akteure. Es gibt über 1,33 Mio Photovoltaikanlagen, 23.000 Windenergieanlagen und 14.000 Biomasseanlagen in Deutschland. Dahinter stehen genauso viele Eigentümer mit ihren Familien, die sich aktiv für die Energiewende einbringen. Jeder kann dabei sein. Gleichzeitig mit der Bundestagswahl im September 2013 tobt die Schlacht um die mediale Deutungshoheit, was Energiewende ist und wie sie umzusetzen ist. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und der tagesaktuellen Berichterstattung zur Zukunft der Energieversorgung in Deutschland, sind auch mehrere gut verständliche Bücher und Dokumentationen erschienen, die sich dem Phänomen Energiewende aus unterschiedlicher Perspektive nähern und die Diskussion für jedermann offenhalten.

Claudia Kemfert, Professorin aus Berlin und Chefin der Energieabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, berichtet von der Energiewende als „Kampf um Strom„. Das 140 Seiten starke Buch ist gut zu lesen. Es zeigt, mit welchen Mitteln falsche und negative Botschaften zur Energiewende vermittelt werden und entlarvt die Botschafter und deren Intentionen. Die Wirtschaftswissenschaftlerin, die zuvor im Schattenkabinett des gescheiterten CDU Kandidaten Jürgen Rüttgers als Energieministerin in Nordrhein-Westfalen vorgesehen war, überrascht durch ein klares Bekenntnis zu einer ambitionierten Energiewende ohne Kohle und Atom, für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien. Für 16,90 € im Murmann-Verlag erschienen.

Matthias Willenbacher, Chef des Unternehmens JuWi, einem Projektierer und Betreiber von Wind- und Solaranlagen, macht „(M)ein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin„. Er würde seinen Anteil an dem Unternehmen JuWi verschenken, wenn nur die Erneuerbaren Energien bis 2020 die Energieversorgung übernehmen dürfen.“Denn die Energiewende darf nicht scheitern,“ schreibt Willenbacher im Untertitel und beschreibt damit seine Intention für dieses Buch. Die 154 Seiten sind mitreißend geschrieben und lassen sich in einem Rutsch lesen. Er zwingt den Leser nicht, seinen Optimismus als die alleinige Wahrheit zu akzeptieren, macht jedoch auch dem letzten Zweifler klar, dass die Vorteile der Erneuerbaren Energien so überwältigend sind, dass es bei der Energiewende niemals um das ob oder wann gehen kann, sondern bestenfalls um das wie. Mit seiner persönlichen Geschichte gelingt es ihm, glaubhaft zu vermitteln, dass Widerstände und Konflikte nicht idealistisch, sondern menschlich, pragmatisch und mit Schaffenskraft überwunden werden können. Ein Buch das einerseits Mut macht, andererseits mit erschreckender Deutlichkeit zeigt, wie viel mit einer Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition auf dem Spiel steht. Erhältlich für 9,99 € bei Herder.

Titelbild "Bericht aus der Zukunft", Quelle: Oekom Verlag

Titelbild, Quelle: Oekom Verlag

Marcus Franken hat einen „Bericht aus der Zukunft“ geschrieben und sich vorgenommen über alle Aspekte des Grünen Wandels zu schreiben. Nicht nur die Stromversorgung wird sich ändern, auch die Mobilität, die Städte und die Wirtschaft werden sich tiefgreifend verändern, so seine logische Position. Es kann Mut machen und inspirierend sein, sich die Zukunft besser vorstellen zu können und gleichzeitig zu erfahren welche technischen Innovationen dazu beitragen, in welchen Entwicklungsstand sie sich befinden und wie sie in unser Leben eingreifen werden. Doch das erfordert auch, alles gesellschaftlich einordnen und gegenüber Spinnereien und Sackgassen abgrenzen zu können. Eine sehr große Aufgabe, aus der ein 280 Seiten starkes, reich bebildertes Buch entstanden ist. Ob aus dem weit gespannten Bericht eine stimmiges Bild geworden ist, muss jeder Leser selbst entscheiden. Herausgegeben von der Böllstiftung, im Oekom Verlag, für 24,95 €.

Es geht weder um die Energiewende noch um Erneuerbare Energien, sondern das Horrorszenario, das in diesem Zusammenhang gerne benutzt wird, um die Zukunft der Stromversorgung in dunkles Licht zu rücken. Marc Elsberg hat sich mit seinem Krimi „Blackout“ ganz oben in den Bestsellerlisten festgesetzt. Die fiktive Handlung basiert auf einem Gutachten zu den möglichen Folgen eines Blackouts, das für den deutschen Bundestag angefertigt wurde. Es geht um mögliche Ursachen und Folgen eines flächendeckenden Blackouts, welcher die Abhängigkeit alltäglicher Abläufe von der Verfügbarkeit von Strom zu Tage treten lässt. Elsberg schildert den schlimmsten Fall eines wochenlangen Stromausfalls in ganz Europa. Geschrieben in Form eines Thrillers, der spannend ist und alle Zutaten hat, um ein breites Publikum zu bedienen. Die Geschichte hebt sich durch ihr gut recherchiertes Fundament von anderen Science Fiktion Katastrophenromanen wohltuend ab. Als Tachenbuch im Blanvalet Verlag für 9,99 € erhältlich.

Aus einer ganz anderen Positon heraus versucht Johannes Winterhagen mit „Abgeschaltet“ zu beschreiben, welche Zukunft er mit der Energiewende auf uns zukommen sieht. Er glaubt an die rationale Entscheidung, er glaubt an eine rationale Analyse und sucht bei Wissenschaftlern und Akteuren nach Konzepten für die Zukunft der Energieversorgung, um die Zukunft der Energiewende zu beschreiben. Er bleibt nicht nur an der Oberfläche, sondern liefert durchaus Zahlen und Fakten zu Energie und Klimaschutz. Die Berichte von Schritten, die schon gemacht sind, faszinieren im gleichen Maße, wie die großen Hürden frustrieren, die er auf dem Weg in eine CO2-neutrale Energieversorgung noch zu lösen sieht. Dabei beschreibt er, im Kapitel über die Kernforschung nach Fukushima, die neusten kerntechnischen Ideen befremdend unkritisch. Dabei macht er sich scheinbar den Wunsch der besuchten Kernforscher zu eigen, dass mit mehr Geld bessere und sicherere Atomkraftwerke erforscht und gebaut werden könnten. Hanser Verlag, zum Preis von 17,90 €.