Atlantikquerung: Alte Welt überwunden

Pilot Piccard mit Broschberg nach Landung in Sevilla, Foto: ©Solarimpulse | Revillard | Rezo_ch

Pilot B. Piccard mit A. Broschberg nach Landung in Sevilla, Foto: ©Solarimpulse | Revillard | Rezo_ch

Das Solarflugzeug Solarimpulse 2 ist gestern morgen um 07:38 Uhr nach der Überquerung des Atlantiks sicher in Sevilla (Spanien) gelandet. Die spanische Luftwaffe empfing das Flugzeug mit einer kurzfristig organisierten Flugshow.

Der 6765 km lange Flug von New York war die 15. Etappe einer Weltumrundung ohne einen Tropfen Treibstoff. Mit fast 3 Tagen Flugdauer und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 95 km/h war sie sowohl eine technische, als auch eine menschliche Meisterleistung. Nach seiner Landung sagte der Pilot Bertrand Piccard

„Der Atlantik steht seit jeher für den Übergang zwischen der alten und der neuen Welt. Während diese Welten sich früher auf geographische Kontinente bezogen, stehen sie heute für unterschiedliche Einstellungen. Die alte Welt ist eine Welt mit ineffizienten, umweltverschmutzenden Maschinen, die Raubbau an den Rohstoffreserven der Erde betreiben. Die neue Welt ist eine Welt mit modernen, sauberen Technologien, mit denen der globale Energieverbrauch halbiert werden kann und welche die natürlichen Ressourcen schützen sowie die Lebensqualität verbessern. Mit diesem Transatlantikflug möchten wir die Menschen inspirieren, den Einsatz sauberer Technologien überall auf der Welt voranzutreiben“

Bertrand Piccard steuerte sein einsitziges Solarflugzeug in exakt 71 Stunden und 8 Minuten über die einsamen Weiten des Atlantiks. Den Flug musste er ausschließlich auf dem Pilotensitz verbringen. Schlaf war nur bei geringen Turbulenzen für kurze Zeitabschnitte von etwa 20 min. möglich. Dafür lässt sich die Lehne in eine Ruheposition zurückklappen. Während der Ruhephasen überlässt der Pilot die Steuerung des Flugzeugs einem Autopiloten. Um durch die Nächte fliegen zu können, müssen die Batterien des Flugzeugs tagsüber mit Sonnenstrom beladen und gleichzeitig eine möglichst große Flughöhe erreicht werden. Dazu stieg Piccard tagsüber auf über 8500 m Flughöhe auf, um nachts mit der gespeicherten Energie sparsam und mit wenig Motorleistung auf etwa 1000 m Flughöhe herunter gleiten zu können. Diese Prozedur musste Piccard vier Mal durchlaufen, bevor er in Sevilla landen konnte.

Winzige Flugkabine ohne Heizung und Sauerstoffversorgung

Der Pilot schützt sich mit einem Raumanzug gegen die Temperaturen von bis zu -15°C. Für das Atmen bei dünner Luft in großer Höhe steht ihm eine Sauerstoffmaske zur Verfügung. Über der Weite des Atlantiks muss sich der Pilot zu 100% auf eine funktionierende Technik verlassen können. Darüber hinaus bekommt der Sonnenflieger rund um die Uhr Unterstützung durch ein Begleitteam am Boden. Das MCC (Mission Control Center) in Monaco sorgt regelmäßig für eine präzise Wetter und Windvorhersage und begleitet den Flug über eine Satelliten gestützte Telefonverbindung.

Einsam in einem Leichtbau-Flugzeug über dem Atlantik zählt jedoch jede Kleinigkeit zum Überleben: Warme Mahlzeiten sind in Spezialverpackungen eingeschweißt, die sich beim Aufreißen erwärmen sollen. Als Piccard abends bei eisiger Kälte eine warme Mahlzeit zu sich nehmen wollte, funktionierte dieser Erwärmungsprozess nicht. Er legte die defekte Packung beiseite und öffnete eine weitere. Auch hier schien sich die Nahrung nach dem Öffnen nicht wie vorgesehen zu erwärmen. Erst bei der dritten Packung bemerkte Piccard nach einer Weile, dass sich das Essen wie vorgesehen erwärmte. Er wartete bis der Prozess abgeschlossen und die Nahrung vollständig erwärmt war und begann zu essen. Da entdeckte er Dampf im Cockpit. Es stellte sich schnell heraus, dass sich die scheinbar defekten Mahlzeiten nur verzögert erwärmt hatten. Eine kurze Schrecksekunde und nur noch eine warme Mahlzeit für den letzten Tag waren glücklicherweise die einzigen Folgen.

  • Flugprofil Atlantikquerung
    Flugprofil Atlantikquerung
    ©Solarimpulse
  • Flugroute Atlantikquerung
    Flugroute Atlantikquerung
    ©Solarimpulse
  • Logo Weltumrundung Solarimpulse
    Logo Weltumrundung Solarimpulse
    ©Solarimpulse
  • Piccard beim Ankleiden in NYC
    Piccard beim Ankleiden in NYC
    ©Solarimpulse
  • JFK-Airport vor dem Start
    JFK-Airport vor dem Start
    ©Solarimpulse
  • Empfang der spanischen Luftwaffe in Sevilla
    Empfang der spanischen Luftwaffe in Sevilla
    ©Solarimpulse | Revillard | Rezo.ch
  • NYC Rollbahn des JFK-Airport
    NYC Rollbahn des JFK-Airport
    ©Solarimpulse | Revillard | Rezo.ch

Verlässliche Technik

Nach der Landung dankte Bertrand Piccard seinem Partner André Broschberg, der mit seinem 118 Stunden-Flug über den Pazifik die längste Etappe der Weltumrundung gemeistert hatte. Er ist außerdem der Konstrukteur des Flugzeugs, auf dass sich Piccard bei seiner Atlantiküberquerung so sehr verlassen konnte.
Mit der Atlantikquerung steht dem Abschluss der Weltumrundung von Solarimpulse 2 bis zum Startpunkt Abu Dhabi kein großes geografisches Hindernis mehr im Wege. Zwei bis drei abschließende Etappen sind vorgesehen.

Nach den Vorstellungen der Initiatoren André Broschberg und Bertrand Piccard ist die erfolgreiche Weltumrundung des Solarflugzeugs nicht das Ende des Projekts. Es soll der Impuls zu einer weltweiten Kampagne #thefutureisclean für mehr Klimaschutz und verstärkte Investitionen in emissionsfreie Technologien werden. Dazu kündigten sie während des Fluges über den Atlantik die Gründung des International Committee of Clean Technologies (ICCT) an. Das Kommittee soll globale Akteure emissionsfreier Technologien zusammenbringen, um Regierungen zu beraten, wie der Umstieg auf saubere Technologien gelingen kann.