Nicht warten, sondern starten: Theorie & Praxis

Solarthermieanlage auf Flachdach, Foto: AfEE

Solarthermieanlage auf Flachdach, Foto: AfEE

Einige Regionen beschließen ein Konzept erstellen zu lassen, wann und wie die 100% Versorgung aus Erneuerbaren Energien erreicht werden soll. Andere Regionen haben jetzt schon einen Überschuss an Erneuerbarer Energie, verlieren aber kein Wort darüber. Der Landkreis Prignitz ist so eine Region, laut energymap.info die Nr. 1 in Deutschland. Die Hälfte der regenerativ erzeugten Energie kann exportiert werden. Wenn der Wind bläst und die 420 Windenergieanlagen volle Leistung bringen, wird bis zum 20-fachen des Bedarfs produziert, an anderen Tagen reicht die regenerativ erzeugte Leistung allerdings bei weitem nicht aus, um den Bedarf der Region zu decken. Dazu sollte es zukünftig ermöglicht werden, auch den regionalen Energieverbrauch zu erfassen. Bisher werden die Erträge aus EE nämlich Durchschnitts-Verbrauchswerten gegenübergestellt. Die alternde, ländliche Gesellschaft im LK Prignitz verbraucht aber vermutlich pro Kopf sehr viel weniger Energie, als die wirtschaftlichen Boomregionen in Bayern und Baden-Württemberg.
Auch bei Treibstoffen setzten Unternehmen im Landkreis Prignitz auf Regeneratives: Zwei Biodieselfabriken produzieren 250.000 Liter Biodiesel jährlich. Die regionale Energieagentur EMMA initiiert zudem Energieeffizienzprojekte und treibt z.B. die verstärkte Nutzung der regionalen Ressource Holz voran. Wir dürfen gespannt sein, auf die Entwicklung dieser Region in den nächsten Jahren. Schon jetzt sollten wir uns fragen, was wir von der Prignitz lernen können?
Die Initiative 100% EE-Regionen des Kompetenznetzwerks Dezentrale Energietechnologien hat sich zum Ziel gesetzt, Regionen mit einem Energiekonzept zu vernetzen und zu analysieren. Ziel ist es wissenschaftlich zu evaluieren, welche Faktoren den Erfolg der Regionen bei der Umsetzung ihrer Ziele befördern und welche Hürden den Fortschritt hemmen. Auf der interaktiven Karte wird dargestellt welche Handlungsfelder die über ganz Deutschland verteilten Projekte abgearbeitet haben. Benötigt man ein Entwicklungs- und ein Kommunikationskonzept? Wird besonders viel erreicht, wenn es eine Koordinierungsstelle gibt oder ist eine Bedarfs- und Potentialstudie das richtige Werkzeug? Die „Regenerative Modellregion Harz“ hat laut Karte (noch) keines dieser Handlungsfelder genutzt, ist aber vom BMWi als Förderregion für ein vernetztes Kombikraftwerk „E-Energy“ ausgewählt. Leuchtendes Beispiel in der Region ist der Ort Dardesheim, Stadtteil von Osterwieck (12.201 EW), der sich auf Initiative eines Unternehmens bereits seit Jahren den Erneuerbaren Energien zugewandt hat. Der Energiepark Druiberg produziert allein aus Windenergie das 40-fache, des Stromverbrauchs in Dardesheim (970 EW). Da der Harz hervorragende natürliche Ressourcen zur Erzeugung und Speicherung von Enerneuerbarer Energie verfügt, dürfen an die praktische Umsetzung dieses Projekts sehr hohe Erwartungen gestellt werden.