Offshore muss Vertrauen rechtfertigen

Errichtung Offshore-Windpark Riffgat, Quelle: EWE/ Matthias Ibeler

Errichtung Offshore-Windpark Riffgat, Quelle: EWE/ Matthias Ibeler

Anfang Dezember meldete der Windpark DanTysk in der Nordsee den Beginn der Stromerzeugung. Eine dringend benötigte Erfolgsmeldung der Branche. Denn die junge Geschichte deutscher Meereswindparks ist bestenfalls durchwachsen:

Der erste Test Offshore Windpark Alpha Ventus ging 2010 in Betrieb. Inzwischen sind in deutschen Meeresgewässern Windenergieanlagen mit über 1,5 Gigawatt fertiggestellt, aber längst nicht alle Anlagen erzeugen Strom. Ein Teil der Windenergieanlagen wartet bereits seit einem halben Jahr betriebsbereit auf einen funktionierenden Netzanschluss. Noch einmal so viele Anlagen sind im Bau und sollen im nächsten Jahr fertiggestellt werden. Insgesamt könnten dann zwei Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs aus Offshore Windenergie erzeugt werden. Das würde bedeuten, dass Deutschland bereits 2015 ein Drittel des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien decken kann.

Technische Probleme bei der Netzanbindung endlich überwunden?

Das Jahr 2014 war ein Erfolg für die Projektierer und Anlagenhersteller, aber kein Ruhmesjahr für die Netzbetreiber, die dem Bedarf hinterherhinken. Bis Februar musste der bereits Mitte 2013 fertiggestellte Windpark Riffgat mit Dieselgeneratoren versorgt werden. Die Anlagen konnten ohne Netzanschluss keinen Strom liefern und gingen erst mit mehr als einem halben Jahr Verspätung in Betrieb. Die nächste Hiobsbotschaft lies nicht lange auf sich warten. Im März musste der größte deutsche Meereswindpark „Bard 1“ vom Netz genommen werden, weil sich in der Konverter-Station „BorWin Alpha“ ein Schwelbrand ereignete. Die Station auf hoher See ist der Endpunkt einer untermeerischen Gleichstrom-Kabelanbindung. Sie soll den im Windpark erzeugten Wechselstrom in Gleichstrom umwandeln, damit er mit geringen Verlusten an Land transportiert werden kann. Seit März liefert der Windpark keinen Strom. Windparkbetreiber und Netzbetreiber schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Nach Information der Tageszeitung „Die Welt“ wird seit September wieder versucht die Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen. Das Schweigen der Presse lässt eine rigide Informationspolitik der Beteiligten vermuten.

Die Kosten, die durch eine verzögerte Bereitstellung oder Defekt des Netzanschlusses für gleich mehrere Windparkprojekte entstehen sind erheblich. Bard 1 mit seinen 400 Megawatt (MW) Leistung könnte bei Vollast an einem einzigen Tag Strom für 1,8 Mio.€ erzeugen, so dass sich der Schaden auch bei angenommener halber Auslastung mittlerweile auf mindestens 150 Mio. € summiert haben dürfte. Das Kostenrisiko für einen Ausfall der Netzanbindung wurde jedoch per Gesetz verlagert, weil die Netzanschlussrisiken als unkalkulierbar gelten und deshalb ein Hemmschuh für die Finanzierung der Windparks wären. Mit Segen der Bundesregierung finanziert nun der Stromkunde mit einer Offshore-Umlage auf der Stromrechnung die Kosten, die aus fehlenden oder defekten Netzanschlüssen resultieren. Nur wenn die Ursache für den Netzausfall von den Windenergieanlagen verursacht wurde, bleibt der Betreiber auf den Kosten sitzen. Im Fall Bard 1 würde er sehr viel Zeit und Geld investieren müssen, um die Anlagen des inzwischen nicht mehr existierenden Herstellers zu reparieren.

Nach langer Durststrecke erste Erfolgsmeldungen bei deutschen Offshore Windenergie Projekten

Zuletzt wurden Anfang November die Windparks Globaltech 1 und Meerwind Süd-Ost angeschlossen. Globaltech 1 mit 400 MW Leistung aus 80 Areva 5 MW-Anlagen wurde an die Konverterstation BorWin Beta und der Windpark Meerwind Süd-Ost mit einer Gesamtnennleistung von 288 MW aus 80 Siemens 3,6 MW Anlagen wurde 25 Kilometer nördlich von Helgoland an die Station HelWin Alpha angeschlossen. Meerwindsüdost konnte damit den Probebetrieb ein halbes Jahr nach seiner Fertigstellung aufnehmen.

Offshore-Windparks Alpha Ventus/ Riffgat – Montage und Betrieb, Quelle: ©Offshore-Stiftung/ EWE/ Jan Oelker/ Kurt-Walter WessolekDer seit Anfang Juni 2014 fertiggestellte Trianel Windpark Borkum, wartet dagegen bis heute auf die Inbetriebnahme der Konverterstation des Netzbetreibers Tennet. Der ursprüngliche Zeitplan war bereits vorher wegen des fehlenden Netzanschlusses um ein Jahr verschoben worden. Die Zeit drängt, denn auch der Windpark Nordsee Ost mit 48 Senvion 6,15 MW Anlagen hat bereits die Hälfte der Anlagen zum Anschluss an die Station Helwin Alpha montiert.

Die Branche scheint angesichts der vom Stromkunden finanzierten Netzanschlussversicherung trotz ausstehender Erfolgsmeldungen weiter optimistisch zu sein. Mit den Windparks Amrumbank West, Borkum Riffgrund 1, Butendiek und dem Ostsee Windpark Baltic 2 befinden sich noch einmal noch einmal über 1,1 GW Offshore Windenergie Erzeugungskapazität im Bau. Bis Ende 2015 sollen die „Steckdosen im Meer“ Strom von Offshore-Windenergieanlagen mit insgesamt 3,3 Gigawatt Nennleistung zu den deutschen Verbrauchern transportieren. Inzwischen ist so viel Geld in Nord- und Ostsee versenkt worden, dass der Erfolg nicht ausbleiben darf: Die Windparks Alpha Ventus, Riffgat und Baltic 1 liefern nach Betreiberangaben gute Erträge. Die Logisik beim Aufbau der Anlagen wird immer besser. Lieferschwierigkeiten bei den Umspannstationen scheinen überwunden zu sein. Offshore-Windenergieanlagen von momentan 3,6-6,2 MW werden größer und in größerer Stückzahl gebaut, sodass Kostensenkungen möglich sind. Weiter so!

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