Sonnenaufgang aus Bochum

Rendering des SunRiser der Hochschule Bochum, ©Andreas Hempel/zerone

Rendering des SunRiser der Hochschule Bochum, Quelle: ©Andreas Hempel/zerone

Gestern wurden die Teilnehmer der World Solar Challenge, des weltgrößten Rennens für Solarfahrzeuge, veröffentlicht. Für die 13. Ausgabe des Rennens haben sich 47 Teilnehmer aus 25 Ländern qualifiziert.

Traditionell kommen die Fahrzeuge nicht von Privatunternehmen, sondern aus den Laboren der Universitäten. Aus Deutschland wird nur das Team der Hochschule Bochum mit dem Fahrzeug „SunRiser“ teilnehmen. Die Erwartungen an das einzige deutsche Fahrzeug sind jedoch aufgrund der Erfolge der letzten Jahre extrem hoch. Aus den Niederlanden, Großbritannien und der Türkei werden jeweils drei Teams teilnehmen. Studentische Konstrukture aus Australien und Japan schicken jeweils fünf Fahrzeuge ins Rennen; die US-Universitäten sogar sieben.

Die Strecke führt über 3000 Kilometer von Darwin im Norden, quer durch den Australischen Busch bis nach Adelaide an der Südküste des Kontinents. Gestartet wird in drei Klassen, gefahren wird tagsüber im normalen Verkehr. Die Elektromobile der „Challenger“-Klasse müssen die Strecke ausschließlich mit dem Strom der auf der Karosserie montierten Solarzellen bewältigen. Die windschnittigen Sonnenflitzer erreichen Durchschittsgeschwindigkeiten von über 100 Kilometer pro Stunde und sehen aus wie rollende Tischtennisplatten. Seit der Einführung der „Cruiser“-Klasse beim letzten Rennen vor zwei Jahren wird die dynamische Entwicklung bei Solarfahrzeugen sichtbar. Die „Cruiser“ haben mindestens zwei Sitzplätze und benötigen eine reguläre Straßenzulassung. Den Studententeams ist es gelungen beinahe alltagstaugliche Fahrzeuge zu konstruieren, die -zumindest in Australien- nur sehr selten an die Steckdose müssen. Im Regelwerk des Rennens ist die Größe der Solarflächen und der Batterie begrenzt. Dennoch dürfen die „Cruiser“-Fahrzeuge maximal einmal im Rennen über Nacht Strom aus dem Netz laden. Die „Adventure“-Klasse ermöglicht es auch Teams mit kleinerem Budget an dem Rennen teilzunehmen. Es ist die einzige Klasse, in der auch 3-rädrige Fahrzeuge zugelassen sind.

Bei der Entwicklung von Solarautos ganz vorne mit dabei sein

Die Teilnahme an der WSC ist für die Entwicklungs-Teams nicht ganz billig. Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit, Verkehrssicherheit und in der „Cruiser“-Klasse zusätzlich die Alltagstauglichkeit müssen bei der Konstruktion gleichwertig beachtet werden, um eine Chance auf eine erfolgreiche Teilnahme zu haben. Wenn sie im Oktober an den Start gehen, haben die Studententeams zwei Jahre sehr intensiver, interdisziplinärer Projektarbeit hinter sich. Dabei sind sie auf Sponsoren angewiesen. Automobilhersteller gehören mit zu den Unterstützern, doch bisher stehen die Universitäten im Vordergrund. Wie lange wird das noch so bleiben, wenn -angesichts der Evolution der rasenden Flundern zu Sonnenautos- der wirtschaftliche Nutzen für Fahrzeughersteller und Zulieferer immer offensichtlicher wird?

WSC-Rennstrecke, Grafik ©World Solar Challenge

WSC-Rennstrecke, Grafik ©World Solar Challenge

Das Rennen vom 18.-25.Oktober wird die Fangemeinde der solaren Mobilität weiter wachsen lassen. Die Fahrzeugbaustudenten aus aller Welt setzen mit ihren Solarfahrzeugen ein Signal, wie die automobile Zukunft aussehen kann. Wenn der Funke überspringt, wird der SunRiser sicher nicht das einzige deutsche Fahrzeug bleiben. Auch die europäischen Fahrzeugbau-Studenten aus Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien, die dieses Jahr nicht dabei sind, können bis zur nächsten WSC in zwei Jahren wieder Anschluss finden, an die immer effizientere Nutzung der Solarenergie in der Automobilität.

Elektroautos haben noch nicht die Herzen der Verbraucher erobert

Ein Elektroauto mit Kohlestrom zu fahren hat mehr Treibhausgasemissionen zur Folge, als die Fahrt mit einem herkömmlichen Benziner. Neben der eingeschränkten Reichweite, könnte das noch uneingelöste Umweltversprechen der Elektrofahrzeuge ein weiterer Grund für das bisher zurückhaltende Käuferverhalten sein. Die Skepsis erscheint jedoch überwindbar, wenn zukünftig das geliebte Fahrzeug ohne Steckdose auf dem Supermarktparkplatz oder sogar während der Fahrt kostenlos mit Sonnenstrom aufgeladen wird. Mehr noch, Solarautos könnten das Fahrgefühl nahe an das eines Perpetuum Mobile bringen. Die Studenten der Hochschule Bochum präsentieren am 22.07.2015 ihr diesjähriges Rennfahrzeug und werden zeigen, wie weit sie auf dem Weg zur Alltagstauglichkeit vorangekommen sind.

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